Kolb's Lernzyklus: Ein Modell für erfolgreiches digitales Lernen

Janina WörzDigital Learning Consultant

Welche etablierten Modelle effektiven Lernens sind auch für digitale Lernszenarien ideal anwendbar? Der Lernzyklus nach Kolb bietet eine Antwort und ein bewährtes Modell zur Gestaltung wirkungsvoller Lernumgebungen. Mit seinen vier Phasen – konkrete Erfahrung, reflektierende Beobachtung, abstrakte Konzeptualisierung und aktives Experimentieren – fördert der Kolb'sche Zyklus einen ganzheitlichen Lernprozess. Der Schlüssel zu nachhaltigem Lernen liegt darin, alle diese Phasen zu durchlaufen. In diesem Artikel erfahren Sie, wie der Kolb'sche Lernzyklus im digitalen Kontext eingesetzt werden kann, um ansprechende und effektive Lernszenarien zu entwickeln.

Was beinhaltet der Lernzyklus nach Kolb?

Kolb's Lernzyklus, ein bis heute relevantes und etabliertes Konzept des erfahrungsbasierten Lernens entwickelt von David Kolb in den 1980er Jahren, beschreibt den Lernprozess als eine fortlaufende Abfolge von vier Phasen. Jede Phase stellt eine spezifische Art des Lernens dar, die zusammen einen umfassenden Lernzyklus bilden:

  1. Konkrete Erfahrung (Concrete Experience): Hierbei handelt es sich um das aktive Erleben einer neuen Situation oder die aktive Teilnahme an einer Aufgabe.
  2. Reflektierende Beobachtung (Reflective Observation): In dieser Phase reflektiert der Lernende über das, was er erlebt hat, und betrachtet das Erlebte aus verschiedenen Perspektiven.
  3. Abstrakte Konzeptualisierung (Abstract Conceptualization): Der Lernende entwickelt Konzepte und Theorien auf Basis der gemachten Erfahrungen und Reflexionen.
  4. Aktives Experimentieren (Active Experimentation): In dieser letzten Phase werden die neu gewonnenen Erkenntnisse aktiv ausprobiert und in die Praxis umgesetzt, was zu neuen Erfahrungen führt und den Zyklus erneut in Gang setzt.



Das Konzept sieht damit gleichzeitig vor, dass der Zyklus grundsätzlich von jeder Phase aus gestartet werden kann, um ihn dann in der vorgesehenen Reigenfolge zu durchlaufen. Zusätzlich ordnet das Konzept jede der vier Phasen einen Lerntyp zu, d.h. je nach Lerntyp fällt es einem Lernenden mehr oder weniger leicht eine Phase zu durchlaufen. Effektives Lernen ist dabei allerdings erst dann gegeben, wenn der Lernende jede dieser vier Phasen erfolgreich durchlaufen hat. Wie also kann dieser Zyklus in der Gestaltung digitaler Lernszenarien berücksichtigt werden, um unterschiedliche Lerntypen anzusprechen, aber vor allem eine effektive Lernumgebung zu schaffen?

Die Anwendung des Kolb's Lernzyklus für digitale Lernszenarien

Es gibt vielfältige Möglichkeiten den Lernzyklus nach Kolb im Bereich des digitalen Lernens einzusetzen und so das Lernen zu bereichern – nachfolgend finden sich einige Beispiele dieser Einsatzmöglichkeiten:

  1. Konkrete Erfahrung im Bereich des digitalen Lernens ermöglichen
    • Virtuelle Simulationen und Gamification-Elemente ermöglichen es den Lernenden, realitätsnahe Erfahrungen in einer sicheren Umgebung zu sammeln. Auf diese Weise können komplexe Situationen simuliert und so praktische Erfahrungen ermöglicht werden, ohne physisch präsent zu sein.
    • Interaktive und immersive E-Learnings beziehen den Lernenden ebenso konstant mit ein, sodass dieser sich in die Szenarien hineinversetzt fühlt und auf diese Weise konkrete Erfahrungen sammeln kann.
  2. Reflektierende Beobachtung im Bereich des digitalen Lernens initiieren
    • Digitale Reflektionsaufgaben sowie Aktions- und Entwicklungspläne können helfen, um Reflektionen und Gedanken zu den gemachten Erfahrungen festzuhalten. Lernende können ihre Fortschritte dokumentieren und über ihre Lernprozesse nachdenken.
    • Diskussionsforen und Online-Gruppenarbeit ermöglichen es den Lernenden, verschiedene Perspektiven zu ihrem Erlebten zu teilen und von anderen zu lernen.
  3. Konzeptualisierung im Bereich des digitalen Lernens umsetzen
    • Online-Trainings und Webinare bieten theoretischen Input und helfen, die gemachten Erfahrungen in abstrakte Konzepte zu überführen.
    • Digitale Whiteboards bieten ideale Plattformen, die zur Konzeptualisierung und Kollaboration genutzt werden können.
  4. Aktives Experimentieren im Bereich des digitalen Lernens starten
    • E-Learnings, die beispielsweise Echtzeit-Feedback beinhalten bieten einen geschützten Raum, um zu experimentieren und das Gelernte auszuprobieren.
    • Projektbasierte Lernansätze wie digitale Planspiele bieten die Möglichkeit, das Gelernte in realitätsnahen Szenarien und Herausforderungen anzuwenden.

Kolb's Lernzyklus bietet damit eine gute Handlungsorientierung, um Lernprozesse strukturiert und effektiv zu gestalteten. Im Bereich des digitalen Lernens eröffnet dieses Modell vielfältige Möglichkeiten, Lernen interaktiv und praxisnah zu gestalten. Durch die Nutzung digitaler Tools und Plattformen kann jeder Aspekt des Lernzyklus unterstützt und verstärkt werden. Weitere Einsatzmöglichkeiten im Bereich des digitalen Lernens finden Sie auch hier. Haben Sie bereits Erfahrungen mit dem Lernzyklus nach Kolb gesammelt?


Quellen:

Kolb's Learning Styles & Experiential Learning Cycle (simplypsychology.org)

Understanding The Stages Of Learning: A Fresh Perspective (elearningindustry.com)

Erfahrungsbasiertes Lernen: Wie nutzt man (Vor-)Erfahrungen der Teilnehmenden? (lernglust.de)

Geschrieben von

Janina Wörz

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