No-Code-Entwicklung: Wie die IT und Unternehmen profitieren

Cegos Integrata Team

No- und Low-Code-Tools verändern die Anwendungsentwicklung grundlegend. Das spiegelt auch eine Studie des Research Services by Foundry aus dem Jahr 2023 wider: 94 % der Befragten gaben an, dass sie bereits mindestens zwei No-/Low-Code-Plattformen nutzen. Das kann aufgrund der vielfältigen Vorteile von No-Code-Tools nicht verwundern.

Unter No- und Low-Code versteht man einen visuell geprägten Ansatz zur Softwareentwicklung. Es wird also mithilfe stark vereinfachter Bausteine, statt mit komplexem Code, Software entwickelt. Dabei wird bei No-Code-Tools vollständig auf das Coding verzichtet, wohingegen bei Low-Code der Coding-Aufwand zwar wesentlich reduziert, aber nicht vollständig getilgt wird.

Durch die Demokratisierung der Anwendungsentwicklung verteilt No-/Low-Code die Rollen innerhalb eines Unternehmens neu, fördert Agilität und Innovation und stärkt die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Fachbereichen und der IT-Abteilung. Und natürlich nehmen IT-Projektmanager dabei eine Schlüsselrolle ein. Durch die Anwendung von No- oder Low-Code-Tools in den jeweiligen Fachabteilungen eines Unternehmens können IT-Projektmanager nicht nur ihre eigene Abteilung entlasten, sondern ihre Ressourcen auch gezielter bei komplexen IT-Projekten einsetzen.

Was ist No-/Low-Code? Definition und Funktionsweise

Eine IT-Anwendung besteht im Allgemeinen aus drei Ebenen:

  1. Datenbank: Hier werden Schlüssel-Daten strukturiert und gespeichert.
  2. Logik: Durchführung von Berechnungen oder logischen Prozesse auf Basis der Daten.
  3. Benutzeroberfläche: Hier werden Daten eingegeben, Aktionen ausgeführt und Ergebnisse auf einer Weboberfläche oder in einer mobilen Anwendung dargestellt.



No-/Low-Code-Tools können an jeder dieser drei Ebenen ansetzen und einige integrierte Tools können sogar alle Ebenen abdecken. Plattformen wie Glide oder Bubble ermöglichen es beispielsweise, eine Anwendung vollumfänglich zu erstellen, ohne selbst coden zu müssen.

No-/Low-Code-Plattformen bieten visuelle Entwicklungsumgebungen, die die Erstellung von Anwendungen erleichtern, ohne dass komplexer Code geschrieben werden muss. Das bedeutet mehr Autonomie für einzelne Fachabteilungen. Dadurch wird die Anwendungsentwicklung für Nicht-IT-Spezialisten – sogenannte Citizen Developers – zugänglich.

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Welche Anwendungsfälle gibt es für No-/Low-Code-Anwendungen?

No-/Low-Code-Lösungen finden in vielen Bereichen Anwendung und können nahezu alle Unternehmensbereiche abdecken:

No-/Low-Code im Personalmanagement

  • Automatisierung des Bewerbungsprozesses
    • Erstellung eines Online-Formulars zur Erfassung von Bewerbungen
    • Automatische Analyse von Lebensläufen mithilfe von KI-Tools (z. B. APIs wie ChatGPT)
    • Benachrichtigungen an Recruiter für vorausgewählte Kandidat:innen
  • Entwicklung einer Plattform zur Verwaltung von Urlaubsanträgen

No-/Low-Code in der Finanzabteilung

  • Datenvisualisierung mit Power BI zur zentralen Darstellung von Finanzdaten aus verschiedenen Quellen (ERP, Excel, CRM)
  • Automatisierte Freigabeprozesse für Ausgaben, bei denen Manager:innen Anfragen einreichen und genehmigen können

No-/Low-Code im Marketing

  • Automatisierung von Marketingkampagnen
    • Verbindung eines Lead-Formulars auf einer Website mit einem CRM (HubSpot, Salesforce) über Tools wie Make oder Zapier
    • Automatisches Versenden personalisierter E-Mails
    • Automatische Integration neuer Leads in Kampagnen
  • Datenanalyse von Kund:innen durch die Entwicklung einer Anwendung, die Daten aus verschiedenen Marketingplattformen extrahiert, bereinigt und visualisiert

No-/Low-Code in Logistik und Supply Chain

  • Bestandsmanagement: Entwicklung einer Anwendung zur Echtzeitüberwachung von Lagerbeständen und zur automatischen Anbindung an das Beschaffungssystem
  • Lieferverfolgung: Erstellung eines Tracking-Systems für den gesamten Lieferprozess

No-/Low-Code im IT-Projektmanagement

  • Individuelle Aufgabenverwaltung mit Tools wie Airtable
  • Echtzeit-Dashboards, um KPIs wie Budgets, Fristen und Fortschrittsraten zu überwachen
  • Interaktive Terminplanung mit Glide oder Notion zur Visualisierung von Meilensteinen, verfügbaren Ressourcen und Fristen

Damit endet die Liste der Einsatzmöglichkeiten von No-/Low-Code-Tools jedoch nicht, es gibt noch zahlreiche weitere Einsatzbereiche und die Möglichkeiten zur Anwendung sind vielfältig. Diese Liste vermittelt allerdings einen guten ersten Eindruck davon, wie No-Code-Tools von Citizen Developers genutzt werden können, um einzelne Abteilungen oder Prozesse effizienter zu gestalten.

Wie verändert No-/Low-Code die Rollen innerhalb von Unternehmen?

Die Einführung von No-/Low-Code-Tools oder Plattformen verändert die traditionelle Rollenverteilung in der Softwareentwicklung. Zentrale Veränderungen hierbei sind:

Die Rolle der Entwickler:innen

Entwickler:innen sind nicht mehr nur für das Coding verantwortlich, sondern werden zu Architekten von No-/Low-Code-Anwendungen. Sie überwachen das Design, stellen die Einhaltung von Unternehmensstandards sicher und verkürzen so die Entwicklungszeiten erheblich.

Die Rolle der Fachabteilungen (Citizen Developers)

Fachabteilungen übernehmen mit No-/Low-Code eine aktivere Rolle in der Anwendungsentwicklung. Sie müssen in der Lage sein, funktionale Prototypen zu erstellen und sicherzustellen, dass diese den Nutzerbedürfnissen entsprechen. Eine enge Zusammenarbeit mit der IT-Abteilung ist entscheidend, um eine sichere und nahtlose Integration in die IT-Systeme des Unternehmens zu gewährleisten.

Governance & Sicherheit

Da No-/Low-Code-Anwendungen Unternehmensdaten nutzen, ist eine solide Governance erforderlich. Dazu gehören:

  • Klare Definition von Verantwortlichkeiten: Wer ist für die Erhebung und Verwaltung der Daten verantwortlich? (Wer erstellt und verwaltet die Daten?)
  • Definition strenger Zugriffsrichtlinien, um Datenschutz und Sicherheit zu gewährleisten
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Vorteile und Herausforderungen von No-/Low-Code-Tools im Überblick

Auch wenn No-Code- und Low-Code-Tools entscheidende Vorteile für die Entwicklung mit sich bringen können, müssen auch gewisse Herausforderungen bedacht werden.

Vorteile:

  • Verkürzte Entwicklungszeit
  • Höhere Flexibilität
  • Förderung von Innovation
  • Überwindung des Fachkräftemangels


Herausforderungen:

  • Kontrolle über sensible Unternehmensdaten
  • Cybersecurity
  • Fehlende Konsistenz im IT-System und Gefahr der Systemfragmentierung
  • Kostenkontrolle, da viele No-/Low-Code-Plattformen nach Nutzerzahl abgerechnet werden

No-Code vs. traditionelle Softwareentwicklung: Das sollten Sie beachten

Um den Nutzen von No-/Low-Code-Tools zu maximieren, sollten folgende Dinge beachtet werden:

Nicht jede:r kann ein Citizen Developer sein

Obwohl die Anwendung von No- und Low-Code-Tools einfach erscheint, erfordert die Entwicklung von Anwendungen dennoch organisatorische und logische Kompetenzen sowie technisches Know-How. Unternehmen sollten also gezielt Mitarbeiter:innen mit einer Affinität für digitale Tools für die Anwendung von No-Code auswählen und diese dazu passend weiterbilden.

Die IT-Abteilung bleibt weiterhin unverzichtbar

Trotz der zunehmenden Autonomie verschiedener Fachabteilungen im Zuge der Anwendung von No-Code, beispielsweise im IT-Projektmanagement, muss die IT-Abteilung dennoch eine zentrale Rolle behalten. Sie sollte:

  • Passende No-/Low-Code-Tools auswählen und Konditionen aushandeln
  • Nutzungsrichtlinien definieren
  • Benutzer:innen schulen und begleiten
  • Eine Daten-Governance implementieren

Keine No-Code-Entwicklung ohne Planung

Die Entwicklung einer No-Code-Anwendung ist ein eigenständiges Projekt und erfordert daher eine strukturierte Vorgehensweise. Dazu gehören:

  • Klare Zielsetzung und Nutzenbewertung
  • Strukturierte Planung und Organisation
  • Beteiligung aller relevanten Stakeholder
  • Kontinuierliches Monitoring und Steuerung

Eine sorgfältige Umsetzung gewährleistet den sicheren und effizienten Einsatz von No-Code- und Low-Code-Tools – und ermöglicht es damit Unternehmen, ihre digitale Transformation voranzutreiben.

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Die Rolle von No-Code in der digitalen Transformation

Die schnelle Weiterentwicklung von Cloud-Technologien und Künstlicher Intelligenz wird auch zukünftig zu einem exponentiellen Wachstum von No-Code-Tools beitragen. Dass No-Code-Tools und Citizen Developer definitiv zur Zukunft der Softwareentwicklung gehören, zeigt auchdie eingangs erwähnte Studie von Research Services by Foundry. Nicht nur bieten No- und Low-Code-Tools ursprünglich fachfremden Anwender:innen die Möglichkeit, mithilfe einer zugänglichen Benutzeroberfläche ohne tiefgehende Programmierkenntnisse schnell Anwendungen zu entwickeln, sondern sie bieten zudem Unternehmen die Möglichkeit, Kosten einzusparen, hochflexibel zu sein und einem drohenden Fachkräftemangel proaktiv entgegenzuwirken. Auch wenn Citizen Developer die herkömmliche IT-Abteilung in ihren Funktionen nicht ersetzen werden, sind sie dennoch eine innovative Ergänzung zugunsten einer unternehmerischen, digitalen Transformation in Zeiten der rasanten Entwicklungen künstlicher Intelligenz.

Geschrieben von

Cegos Integrata Team

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