Mobbing am Arbeitsplatz – Erkennen, verstehen und handeln

Mobbing am Arbeitsplatz – Erkennen, verstehen und handeln

Angela Rizzo Trainerin Cegos Integrata

Mobbing am Arbeitsplatz ist ein Phänomen, das nicht nur Betroffene emotional und psychisch belastet, sondern auch ganze Organisationen nachhaltig schädigen kann. Laut einer Studie von Statista sind rund 17 % der Arbeitnehmer:innen in Deutschland mindestens einmal in ihrer beruflichen Laufbahn von Mobbing betroffen.

Die Dunkelziffer liegt jedoch weit höher, da viele Vorfälle nicht gemeldet werden. Die finanziellen Folgen für Unternehmen belaufen sich auf geschätzte Milliardenbeträge jährlich – bedingt durch Krankenstände, reduzierte Produktivität und Mitarbeiterfluktuation. Warum jedoch fällt Führungskräften akutes und präventives Handeln so schwer? Die Antwort ist einfach: nur wer den Charakter und die Mechanismen von Mobbing versteht, kann es als solches überhaupt erst erkennen und entsprechend agieren.

1. Was ist Mobbing?

Mobbing umfasst systematische Handlungen, die darauf abzielen, eine Person zu schikanieren, auszugrenzen oder emotional zu verletzen. Dazu gehören Verhalten wie Intrigen, gezielte Ausgrenzung, Beleidigungen oder die Manipulation von Informationen. Ein zentraler Aspekt ist die Wiederholung: Mobbing ist kein Einzelfall, sondern ein wiederkehrendes Muster, das den Betroffenen in eine defensive Rolle drängt.

2. Warum passiert Mobbing?

Die Ursachen sind vielschichtig. Oft liegen sie in erlernten Verhaltensmustern, stressigen Arbeitsumgebungen oder ungesunden Machtverhältnissen. Manche Täter handeln aus eigener Unsicherheit oder versuchen, persönliche Schwächen zu kompensieren. Auch die Unternehmenskultur spielt eine große Rolle: Ein Klima, das Konkurrenzdenken fördert, bietet idealen Nährboden für destruktive Verhaltensweisen.

3. Die Rollen im Mobbingprozess

Mobbing ist ein komplexes System, in dem mehrere Rollen zusammenwirken:

  • Betroffene: Die Person, die Ziel der Angriffe ist, oft ohne aktive Provokation.
  • Täter:innen: Wer mobbt, tut dies nicht unbedingt immer bewusst. Oftmals werden unbewusste, destruktive Verhaltensmuster ausgelebt, wenn schikaniert oder manipuliert wird. Eigene Unsicherheiten oder Machtbedürfnisse haben hier die Kontrolle, Kompensationsmechanismen greifen um sich. Wer sich vor Augen führt, dass viele Täter:innen  selbst Opfer waren, sieht sie zumindest in dem Kontext, dass auch Ihnen psychologische Unterstützung angeboten werden darf.
  • Mittäter:innen: Personen, die das Mobbing durch stillschweigende Zustimmung oder aktives Mitmachen verstärken.
  • Beobachter:innen: Kollegen, die das Geschehen wahrnehmen, jedoch aus Angst oder Gleichgültigkeit nichts unternehmen.
  • Helfer:innen: Einzelne, die mutig Partei für die Betroffenen ergreifen und versuchen, die Situation zu verbessern.

Jede dieser Rollen hat einen Einfluss auf das Geschehen – und die Möglichkeit, das System zu verändern. Ein starker Zusammenhalt unter Kollegen und ein klares Eingreifen von Führungskräften können den Teufelskreis durchbrechen.

4. Mobbing am Arbeitsplatz: Warum schweigen viele Betroffene?

Betroffene von Mobbing stehen häufig vor großen inneren und äußeren Hürden. Scham und Angst spielen dabei zentrale Rollen: Viele fürchten, als schwach zu gelten, ihre Karriere zu gefährden oder von Kollegen und Vorgesetzten nicht ernst genommen zu werden. Auch das Machtgefälle in der Arbeitswelt erschwert es, sich gegen Täter:innen zu wehren. Besonders problematisch: Oft sind die Verhältnisse so toxisch, dass die Betroffenen annehmen, nichts ändern zu können, oder sie fürchten, die Situation durch ein Eingreifen zu verschärfen.

5. Mobbing am Arbeitsplatz: Was kann man tun?

Ein erster Schritt ist das Bewusstsein: Arbeitgeber und Führungskräfte sollten die Mechanismen von Mobbing verstehen und die Verantwortung übernehmen, präventiv einzugreifen. Maßnahmen reichen von der Schaffung transparenter Kommunikationswege bis hin zu Schulungen und der Einrichtung klarer Richtlinien.

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Für Einzelpersonen, die betroffen oder Beobachtende sind, ist es essenziell, persönliche Grenzen zu erkennen und zu wahren. Klare Kommunikation und frühzeitiges Handeln können Eskalationen verhindern.

Aber hier endet die Verantwortung nicht, denn jeder kann etwas tun. Jeder, der das Gefühl hat, Mobbing oder etwas Mobbing-ähnliches zu beobachten, kann einschreiten und helfen. Der betroffenen Person Hilfe anbieten oder auch selbst den Vorgang melden, denn Betroffene sind aus genannten Gründen oftmals nicht dazu in der Lage.

Zu den wirksamsten aller präventiven Maßnahmen gehört eine vertrauensvolle Arbeitsatmosphäre. Nicht nur fällt es Betroffenen hier leichter, sich zu öffnen – in einer von Wertschätzung, Respekt und Menschlichkeit geprägten Umgebung fehlt schlicht und ergreifend der Nährboden für die Ausprägung destruktiver Verhaltensmuster. Im Gegensatz dazu werden diese durch Druck und Konkurrenzsituationen gefördert.

Und genau hier können Fach- und Führungskräfte einen wertvollen Beitrag zur wirksamen Prävention von Mobbing leisten.  Sie können die Weichen für eine positive Arbeitskultur stellen, in der Mobbing keinen Platz hat.

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Durch eine klare Haltung und Maßnahmen helfen sie nicht nur Betroffenen, sondern tragen auch langfristig zur Stabilität und Attraktivität Ihrer Organisation bei. Als Führungskraft können Sie einen Raum schaffen, in dem sich Betroffene wohlfühlen und den Mut finden, über ihre Erlebnisse zu berichten.

6. Fazit: Eine klare Haltung gegen Mobbing am Arbeitsplatz

Mobbing am Arbeitsplatz ist ein komplexes und tiefgreifendes Problem, das nicht nur die betroffenen Mitarbeiter:innen, sondern auch die gesamte Organisation nachhaltig beeinträchtigen kann. Die Ursachen sind vielfältig, reichen von individuellen Unsicherheiten bis hin zu ungesunden Unternehmenskulturen. Die Konsequenzen sind jedoch eindeutig: ein Verlust an Wohlbefinden, Produktivität und finanziellen Ressourcen.

Um Mobbing effektiv zu bekämpfen, ist es entscheidend, dass Unternehmen Verantwortung übernehmen und eine unterstützende Arbeitsumgebung schaffen. Führungskräfte spielen eine Schlüsselrolle, indem sie klare Richtlinien aufstellen, präventive Maßnahmen ergreifen und aktiv eingreifen, wenn es zu Vorfällen kommt. Gleichzeitig können auch Mitarbeiter:innen ihren Teil dazu beitragen, indem sie ihre Beobachtungen melden und Betroffene unterstützen.

Letztlich ist es das Zusammenspiel aus individuellen und organisatorischen Bemühungen, das eine Kultur des Respekts und der Wertschätzung fördert. Dies kommt nicht nur den Betroffenen zugute, sondern stärkt langfristig die Stabilität und Attraktivität des gesamten Unternehmens.

Ein wirksames Vorgehen gegen Mobbing fängt also mit dem Verständnis der Mechanismen der Individuen an und setzt sich fort zur Klärung der eigenen Haltung und Erarbeitung von wirksamen Handlungsmöglichkeiten. Mit unserem umfangreichen Seminarangebot im Bereich der persönlichen und sozialen Kompetenzen begleiten und unterstützen wir Sie. 

Geschrieben von

Angela Rizzo

Diplom Wirtschaftsingenieurin (FH), Projektleiterin und zertifizierter Coach. 15 Jahre Berufserfahrung in Anlagenbau und Automotive
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"Mit meiner klaren, herzlichen Art schaffe ich ein tiefes Verständnis für die Hintergründe menschlichen Handelns – sowohl bei anderen als auch in uns selbst. Mein Ziel ist es, Spaltungen zu überwinden und Verbindungen zu schaffen, indem ich Menschen dazu ermutige, die Bedeutung ihrer eigenen Haltung und ihres Verhaltens für jede Situation zu erkennen. Durch gezieltes Spiegeln und das Ausleuchten bislang unbewusster Aspekte ermögliche ich tiefgreifende Erkenntnisse. Ich liebe es, Aha-Momente zu schaffen und Menschen zu inspirieren, ihren verborgenen Funken wieder zum Strahlen zu bringen."

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